Friederike Groß – Journographie

Galerie Kunstraum Sutter-Kress Erlangen
4. Juni – 1. Juli
Öffnungszeiten 10. bis 13. Juni: Do-So 11-19 Uhr
sonstige Öffnungszeiten: Mi-Fr 11-19, Sa 11-15 Uhr

„Wovon abends die Summe ziehen? Selbst ein Tag, an dem sich nichts Besonderes ereignet hat, birgt ein solches Vielerlei an Augenblicken, Gedanken und Begegnungen, dass eine Gesamtschau unmöglich ist.
Ein Bildertagebuch – ein graphisches Journal – das nicht enthält was vom Tage übrigbleibt, sondern was er hervorgebracht hat, ist eine Journographie. Der Weg vom Gedächtnis zum Papier ist kurz, denn die Journographie erinnert sich an die Gegenwart. Sie ist Sammlung, Erfindung, Vorratskammer, Orientierung, Verarbeitung, Zuchtrute und Kunstform.“
Friederike Groß, Künstlerin und Karikaturistin bei den Stuttgarter Nachrichten, präsentiert ein Bildertagebuch, das nicht das Bedeutsame und Folgenreiche des Tages herausstellt, sondern das Unwesentliche. Doch was ist das Unmaßgebliche, das es verdient, aus der Masse der Beobachtungen und Eindrücke hervorgehoben zu werden, um zum Initial zu werden für neue Ideen und Assoziationen? Vielleicht gelingt es der Künstlerin, eine Auswahl zu treffen, weil für sie das „Unwesentliche im Grunde das Wesentliche ist“? In aller Bescheidenheit kauert es „in irgendwelchen Ecken des Tagesgeschehens“ und wartet nur darauf, gesehen und beachtet zu werden.
Friederike Groß widmet ihm die gebührende Aufmerksamkeit – mit schnellem, präzisem Strich und wenigen gezielt gesetzten Farben. Dabei ist es jedoch das erklärte Ziel der Künstlerin, „einen am Tag gewonnenen Eindruck durch eine Idee wiederzugeben bzw. zu verfremden“. Reale und autobiographische Bezüge – eigentliche Grundbedingung für jedes Tagebuch – sind dadurch nur noch ansatzweise erkennbar. Zusammen mit meist lakonischen Kommentaren entsteht so eine Essenz aus Impression und Assoziation, ein Vexierbild, das Raum lässt für die Vermischungen von Wirklichkeit und Vision. Die Wort- und Bildkombinationen von Friederike Groß folgen dabei einer eigenwilligen Logik, die sich vordergründig objektiven und eindeutigen Interpretationen verweigert, die eher Zweifel schürt als bestätigt.
Als Ordnungsprinzip für das Konglomerat aus Eindrücken, Gefühlen und Erkenntnissen dient der Künstlerin ein einfacher Datumsstempel, der den Arbeiten eine scheinbare zeitliche Authentizität gibt.
Das Resultat am Ende des Tages: kleine, sehr eigenständige kolorierte Zeichnungen, spontan, komplex, virtuos, poetisch und skurril.

Eine Ausstellung der Galerie Kunstraum Sutter-Kress anlässlich des 11. Internationalen Comic-Salons Erlangen.

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