Jason Lutes – Berlin Steinerne Stadt

SiemensForum Erlangen
10. Juni – 1. Juli 2004
Öffnungszeiten 10. bis 13. Juni: Do 12-19, Fr/Sa 10-19, So 10-18 Uhr
sonstige Öffnungszeiten: Mo-Do 10-18, Fr 10-16 Uhr

Am anderen Ende der Welt, mehr als zehntausend Kilometer entfernt, in Seattle/USA, sitzt ein 37-jähriger Zeichner und arbeitet seit Jahren an einer der aufsehenerregendsten Comic-Serien Amerikas der letzten Jahre. Und was ist sein Thema? Berlin! Genauer gesagt das Berlin der Weimarer Republik zwischen 1928 und 1933. Wirklich bemerkenswert dabei ist, dass Jason Lutes bis zum Abschluss der achten Episode des auf 24 Teile angelegten Epos, Berlin nie gesehen hat. Zumindest nicht vor Ort. Gesehen hat er es schon: In „Berlin. Sinfonie einer Großstadt“ von 1927 zum Beispiel, dem legendären Film von Walter Ruttmann. Seinerzeit ein revolutionäres, avantgardistisches Experiment, gilt der virtuos geschnittene Stummfilm heute als Meilenstein der Filmgeschichte.
In der Ausstellung, die der Carlsen-Verlag zur deutschen Buchpremiere zusammengestellt hat werden Originalseiten aus dem Comic präsentiert, ergänzt durch Skizzen und Studien zum Band, die Einblick geben in die Entstehungsgeschichte des Buches. Darüber hinaus werden die umfangreichen Recherchen, die der Zeichner und Autor Jason Lutes zwei Jahre lang an Hand von Fotos und Dokumenten betrieben hat, bevor er die erste Seite in Angriff nahm, aufgezeigt. Fotos von Erich Salomon zum Beispiel, dem berühmten Fotografen der Weimarer Republik, dem der moderne Bildjournalismus starke Anregungen verdankt und der 1944 in Ausschwitz ermordet wurde. Oder Skizzen des Fotografen, Grafikers und Zeichners Heinrich Zille, der die sozialen Probleme des Berliner Großstadtlebens der Weimarer Republik in humorvollen Bildern festhielt. Straßenszenen, Hinterhöfe und Wohnungen der kleinbürgerlichen Schicht gehörten zu seinen Sujets. Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ zählte bei den Recherchen sicher zu den wichtigsten Inspirationsquellen für Jason Lutes: „Ich habe das Buch wieder und wieder gelesen. Es steckt soviel darin, so viele Einzelheiten über das alltägliche Leben in dieser Zeit wie ich es andernorts so geballt nicht finden konnte.“
Somit richtet sich die Ausstellung „Berlin. Steinerne Stadt“ nicht nur an ein comic-interessiertes Publikum, sondern – wie auch der gleichnamige Band selbst – an Menschen, die am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben der niedergehenden Weimarer Republik interessiert sind.

Eine Ausstellung des SiemensForums in Zusammenarbeit mit dem Carlsen Verlag und dem Internationalen Comic-Salon Erlangen.

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