|
Ralf König
Ralf König, geboren 1960 in Soest/Westfalen, ist mit mehr als sechs Millionen verkauften Büchern in zwölf Sprachen der heute erfolgreichste und international populärste deutsche Comic-Künstler. Und das, obwohl sich fast alle seiner inzwischen 48 Titel um eine Minderheit drehen. Seine ersten Comics zeichnete König 1979 während seines Coming-outs; schon bald fand er seinen persönlichen Strich, eine eigene Bildkomik – und zu den „schwulen Knollennasen“, die typisch werden sollten für seine Comics: schamlos frappante Figuren, die sich mit den gleichen Schwächen, Krisen zwischen Lust und Frust und Alltagskalamitäten abplagen wie jedermann. Die vier „Schwulcomix“-Bände, die er zwischen 1981 und 1986 noch während seines Düsseldorfer Kunststudiums bei einem alternativen Kleinverlag in Berlin veröffentlicht, werden vom Insidertipp schnell zum Kult.
„Vertraute man jemandem an, schwul zu sein, dann sah der einen im besten Fall mitleidsvoll an, legte die Stirn in Falten und war ‚betroffen‘“, beschreibt Ralf König das gesellschaftliche Klima dieser Jahre, als allein schon der Homosexualitätsverdacht ausreichte, um den damals stellvertretenden Oberbefehlshaber der Nato zu Fall zu bringen. „Ich habe einfach Comics darüber gezeichnet und das war neu: Da war einer, der sich seines Schwulseins nicht mal schämte, sondern Witze darüber riss. Das war der richtige Ton zur richtigen Zeit.“ 1987 erscheint Königs erster Comic-Roman, „Der bewegte Mann“. Sönke Wortmanns Verfilmung des Bestsellers mit Til Schweiger, Joachim Król und Katja Riemann wird 1994 mit 6,5 Millionen Besuchern der bis dahin zweitgrößte Erfolg des deutschen Kinos und löst einen Boom deutscher Kinokomödien aus.
Es folgen Comic-Romane wie „Kondom des Grauens“ (1987), „Lysistrata“ (1987), „Pretty Baby“ (1988), „Beach Boys“ (1989), „Jago“ (1998) oder „Dschinn Dschinn“ (2005) und drei weitere Kinoadaptionen (zuletzt 2002 die spanische Produktion „Lysistrata“) sowie etliche Bühnenstücke (zuletzt 2006 „Lysistrata“ in Houston). Vor allem die Figuren Konrad und Paul – ein Paar, das ungleicher kaum sein könnte und von dem beide jeweils eine Seite ihres Schöpfers verkörpern – werden ab 1990 zu Chronisten der schwulen Befindlichkeit: Im Band „Super Paradise“ (1999) setzt sich Ralf König mit dem Thema Aids auseinander, in „Sie dürfen sich jetzt küssen“ (2003) mit der Homo-Ehe. Schon 1992 erhält Ralf König in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“ beim 5. Internationalen Comic-Salon Erlangen den Max und Moritz-Preis, 2005 wird er in Angoulême mit dem Prix Alph’Art für „Wie die Karnickel“ (bestes Szenario) ausgezeichnet und im italienischen Lucca mit dem Premio miglior storia lunga für „Bullenklöten“.
Als im Jahr 2006 zwölf bereits im Vorjahr in Dänemark veröffentlichte Mohammed-Karikaturen die halbe Welt entzünden, reagiert Ralf König mit acht Cartoons gegen religiösen Fanatismus und Denkverbote, die in Zeitungen in ganz Europa erscheinen. Im Juni 2006 erhält er beim 12. Internationalen Comic-Salon in Erlangen für sein mutiges Eintreten für künstlerische Freiheit den Spezialpreis der Max und Moritz-Jury. „Als homosexueller Künstler, der die Homosexualität zum Hauptthema seiner Arbeit erhob, hat Ralf König stets selbst in einem repressiven und Diskriminierungen ausgesetzten Klima gewirkt“, so die Laudatio. „Der Zuspitzung des Zensur-Falls Mohammed zu witziger Kritik liegen bei König also soziale und persönliche Erfahrungen zugrunde, die ihn die Feder gegen jede Art von Meinungsunterdrückung erheben lassen.“ Bereits in seinen beiden „Dschinn Dschinn“-Büchern hatte sich Ralf König mit dem Thema des religiösen Fanatismus beschäftigt. Der Karikaturenstreit markiert dann endgültig eine Zäsur in seinem Werk, in seinen nächsten Büchern verlegt sich König auf findige Religionskritik. „Ich will damit niemanden beleidigen, aber was es dazu zu sagen gibt, das will ich auch zeichnen dürfen, ohne dass mir eine Fatwa oder Höllenqualen drohen.“ Zwischen 2008 und 2010 entsteht seine teilweise in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorabgedruckte Bibeltrilogie – „Prototyp“ (über Adam), „Archetyp“ (über Noah) und „Antityp“ (über den Apostel Paulus).
In seiner aktuell erschienenen Graphic Novel „Raumstation Sehnsucht“ kehrt Ralf König wieder zurück zu seinen Wurzeln und zu seinen beiden Alter Egos Konrad und Paul, die er zum Leidwesen seiner Fans über zehn Jahre lang vernachlässigt hatte – und die inzwischen, wie ihr Zeichner selbst, ein gutes Stück älter geworden sind. Mit seinen lebensnahen schwulen Charakteren hat Ralf König über die letzten drei Jahrzehnte hinweg nicht nur die grafische Literatur für breite Leserschichten geöffnet, sondern auch zu einer gesellschaftlichen Liberalisierung beigetragen. Ralf König ist der erste deutschsprachige Künstler, der mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet wird und gleichzeitig auch der bislang jüngste.
Buch-Veröffentlichungen von Ralf König:
– Sarius. Vogel Verlag. Berlin, 1981
– Das sensationelle Comic-Book. Vogel Verlag. Berlin, 1981
– Schwulcomix 1–4. Verlag Rosa Winkel. Berlin, 1981–86
– Macho Comix. Vogel Verlag. Berlin, 1984
– Der bewegte Mann. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1987
– Kondom des Grauens. Vogel Verlag. Berlin, 1987
– Lysistrata. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1987
– Pretty Baby. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1988
– Safere Zeiten. Vogel Verlag. Berlin, 1988
– Beach Boys. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1989
– Prall aus dem Leben. Carlsen Verlag. Hamburg, 1989
– Bis auf die Knochen. Edition Kunst der Comics. Thurn, 1990
– Heiße Herzen. Zus. mit Detlev Meyer. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1990
– Zitronenröllchen. Carlsen Verlag. Hamburg, 1990
– Schwulxx-Comix. Zus. mit Walter Moers. Edition Kunst der Comics. Thurn, 1990
– Sylvester-Tuntenball. Carlsen Verlag. Hamburg, 1991
– Bullenklöten! Männerschwarm Verlag. Hamburg, 1992
– Sahneschnittchen. Carlsen Verlag. Hamburg, 1992
– ... und das mit links! Janssen Verlag. Berlin, 1993
– Konrad und Paul. Carlsen Verlag. Hamburg, 1993
– Konrad und Paul (2). Carlsen Verlag. Hamburg, 1994
– Konrad und Paul (3). Carlsen Verlag. Hamburg, 1996
– Jago. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1998
– Super Paradise. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 1999
– Poppers! Rimming! Tittentrimm! Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2001
– Wie die Karnickel. Achterbahn Verlag. Kiel, 2002
– Sie dürfen sich jetzt küssen. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2003
– Suck my Duck! Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2004
– Roy & Al. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2004
– Dschinn Dschinn (1) – Der Zauber des Schabbar. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2005
– Dschinn Dschinn (2) – Schleierzwang im Sündenpfuhl. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2006
– Trojanische Hengste. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2006
– Wilhelm Busch und die Folgen. Herausgeber. Ehapa Comic Collection. Köln, 2007
– Hempels Sofa. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2007
– Stutenkerle. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2008
– Prototyp. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2008
– Archetyp. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2009
– Schillerlöckchen. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2009
– Antityp. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2010
– Der dicke König. Ehapa Comic Collection. Köln, 2011
– Elftausend Jungfrauen. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2012
– Götterspeise. Männerschwarm Verlag. Hamburg, 2012
– Konrad und Paul – Ist der Ruf erst ruiniert ... Ehapa Comic Collection. Köln, 2013 (Neuauflage Konrad und Paul 1–3 mit einer neuen Geschichte)
– Konrad & Paul – Raumstation Sehnsucht. Rowohlt Verlag. Reinbek bei Hamburg, 2014
– Der junge König. Die frühen Comix. Band 1: 1980–1984. Männerschwarm Verlag. Hamburg, Juni 2014
Eine persönliche Würdigung von Isabel Kreitz
(Max und Moritz-Preis – Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin 2012)
Denke ich an Ralf, denke ich an nicht zurück gegebene Comics. „Zitronenröllchen“ habe ich mir mehrfach nachkaufen müssen, „Pretty Baby“ selber irgendwo geliehen und behalten. Das war halt so üblich damals, in den analogen Zeiten, geliebte Comics waren eben Wanderpokale.
Keine Frage, Ralf König ist der bekannteste, beliebteste und meistgelesene Comic-Zeichner Deutschlands. Siebenundzwanzig Jahre und siebenundvierzig Bücher später hat sich daran nichts geändert. Das allein würde für den Lebenswerk-Preis ja dicke ausreichen, darum werde ich hier auch darauf verzichten, seine vielen weiteren Verdienste aufzuzählen!
Ralfs Arbeitsweise ist für mich absolut faszinierend. Die meisten von uns konstruieren, schreiben und scribbeln ihre Geschichten mehr oder minder mühsam, bevor sie mit dem zeichnen anfangen. Bei Ralf geschieht das gleichzeitig, in einem Arbeitsschritt. Wie macht er das nur, diese filigranen und hochkomplexen Szenarien so herunter zu zeichnen? Geschichten, die so brillant sind, dass sie nicht nur als Comic, sondern auch als Film und Theaterstück funktionieren? Wie behält er all diese Handlungsstränge und Nebenfiguren im Blick, während er Szene an Szene reiht, wie ein Schachspieler, der bereits die nächsten hundert Spielzüge auf dem Schirm hat?
Das Risiko bei dieser Arbeitsweise ist natürlich, dass er sich auch einmal in eine Sackgasse zeichnet. Dann werden fertige Seiten rausgeschmissen und zerschnibbelt, ein Vorgang, der vielen von uns fast körperliche Schmerzen verursacht. Aber wirklich gute Geschichten entstehen nur, wenn man das Wegschmeißen gelernt hat. Die Amerikaner haben dafür natürlich wieder einen Fachbegriff erfunden: „kill your babies“. Bei uns heißt das etwas moderater: „Das Bessere ist der Feind des Guten“.
Lieber Ralf, ich hoffe, das war nicht zu indiskret und es gibt keine Prügeleien am Container, wenn Du Dein Altpapier weg bringst!
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk
|
Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin
|
Bester deutschsprachiger Comic
Kinderland von Mawil Reprodukt
|
»mehr |
|
Bester internationaler Comic
Billy Bat von Naoki Urasawa, Ko-Szenarist: Takashi Nagasaki Übersetzung: Yvonne Gerstheimer
Carlsen Manga
|
»mehr |
|
Bester deutschsprachiger Comic-Strip
Totes Meer von 18 Metzger Jungle World / Ventil Verlag
|
»mehr |
|
Bester Comic für Kinder
Hilda und der Mitternachtsriese von Luke Pearson Übersetzung: Matthias Wieland
Reprodukt
|
»mehr |
|
Beste studentische Comic-Publikation
Triebwerk der Kunsthochschule Kassel
|
»mehr |
|
Spezialpreis der Jury
Tina Hohl und Heinrich Anders für ihre Übertragung von „Jimmy Corrigan“ (Reprodukt) ins Deutsche
|
»mehr |
|
Publikumspreis
Schisslaweng von Marvin Clifford www.schisslaweng.net
|
»mehr |
|
Die 25 für den Max und Moritz-Preis 2014 nominierten Titel
Ardalén von Miguelanxo Prado Übersetzung: Sybille Schellheimer
Egmont Comic Collection
|
»mehr |
Anyas Geist von Vera Brosgol Übersetzung: Monja Reichert
Tokyopop
|
»mehr |
Billy Bat von Naoki Urasawa, Ko-Szenarist: Takashi Nagasaki Übersetzung: Yvonne Gerstheimer
Carlsen Manga
|
»mehr |
Buddha von Osamu Tezuka Übersetzung: John Schmitt-Weigand
Carlsen Verlag
|
»mehr |
Das Erbe von Rutu Modan Übersetzung: Gundula Schiffer
Carlsen Verlag
|
»mehr |
Das versteckte Kind von Loïc Dauvillier, Marc Lizano und Greg Salsedo Übersetzung: Monja Reichert
Panini Comics
|
»mehr |
Der gigantische Bart, der böse war von Stephen Collins Übersetzung: Tim Jung
Atrium Verlag
|
»mehr |
Didi & Stulle von Fil zitty
|
»mehr |
Don Quijote von Flix Carlsen Verlag
|
»mehr |
Earth unplugged von Jennifer Daniel Jaja Verlag
|
»mehr |
Ein Leben in China von P. Ôtié und Li Kunwu Übersetzung: Christoph Schuler
Edition Moderne
|
»mehr |
Eva von Claude Jaermann und Felix Schaad Tages-Anzeiger Zürich / Sewicky Verlag
|
»mehr |
Flughunde von Ulli Lust nach dem Roman von Marcel Beyer Suhrkamp Verlag
|
»mehr |
Hilda und der Mitternachtsriese von Luke Pearson Übersetzung: Matthias Wieland
Reprodukt
|
»mehr |
Im Himmel ist Jahrmarkt von Birgit Weyhe avant-verlag
|
»mehr |
Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt von Chris Ware Übersetzung: Tina Hohl und Heinrich Anders
Reprodukt
|
»mehr |
Kiesgrubennacht von Volker Reiche Suhrkamp Verlag
|
»mehr |
Kililana Song von Benjamin Flao Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag Schreiber & Leser
|
»mehr |
Kinderland von Mawil Reprodukt
|
»mehr |
Quai d’Orsay – Hinter den Kulissen der Macht von Christophe Blain und Abel Lanzac Übersetzung: Ulrich Pröfrock
Reprodukt
|
»mehr |
Saga von Brian K. Vaughan und Fiona Staples Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Cross Cult
> nominiert durch das Publikum
|
»mehr |
Schisslaweng von Marvin Clifford www.schisslaweng.net
> nominiert durch das Publikum
|
»mehr |
TEN von Martina Peters Cursed Verlag
> nominiert durch das Publikum
|
»mehr |
Totes Meer von 18 Metzger Jungle World / Ventil Verlag
|
»mehr |
Unsichtbare Hände von Ville Tietäväinen Übersetzung: Alexandra Stang
avant-verlag
|
»mehr |
|
|
|
|