Max
und Moritz-Preis 2004
Der Max und Moritz-Preis ist die traditionsreichste und
angesehenste Auszeichnung in der deutschsprachigen Comic-Landschaft. 1984
anlässlich des 1. Internationalen Comic-Salons Erlangen ins Leben
gerufen und von Anfang an von Bulls Press, Frankfurt, gestiftet, wird
er in diesem Jahr zum elften Mal verliehen. Der Preis ist eine Auszeichnung,
die Maßstäbe im Bereich Comic gesetzt und seit 20 Jahren wesentlich
zur Anerkennung der Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum beigetragen
hat. Mit der Verleihung wird die Arbeit herausragender Künstler gewürdigt,
verdienstvolle Verlagsarbeit bestärkt und auf junge Nachwuchstalente
aufmerksam gemacht. Darüber hinaus soll mit der Vergabe des Preises
die Auseinandersetzung über die qualitativen Kriterien zur Beurteilung
von Comics intensiviert werden und eine allgemeinere Verbreitung erfahren.
Die Jury in diesem Jahr
Bodo Birk, Leiter des Internationalen Comic-Salons Erlangen
Andrea Fiala de Ayerbe, Frankfurter Buchmesse
Lutz Göllner, Journalist, Berlin
Harald Havas, Comic-Experte und Journalist, Wien
Herbert Heinzelmann, Journalist und Medienwissenschaftler, Nürnberg
Andreas Platthaus, Journalist, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Suzanne Beck, Beisitzerin, Bulls Press, Frankfurt a.M.
Die Nominierungen 2004
Kategorie 1
Bester auf Deutsch erscheinender Comicstrip
Tom Breitenfeld, Der kleine König der großen
Tiere, Carlsen Comics
Rick Kirkman & Jerry Scott, Baby Blues, Achterbahn
Volker Reiche, Strizz, C.H. Beck
J.P. Toomey, Sherman's Lagoon, Bulls Press
Kategorie 2
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler
Jens Harder, Aktueller Titel: Leviathan, éditions
de l'An 2
Horus, Aktueller Titel: Wüstensöhne, Egmont vgs
Ulf K., Aktueller Titel: Titus von Götheborg, Edition
52
Mawil, Aktueller Titel: Wir können ja Freunde bleiben,
Reprodukt
Volker Reiche, Aktueller Titel: Strizz, C.H. Beck
Kategorie 3a
Beste deutschsprachige Comic-Publikation, Eigenpublikation
diverse, PLAQUE 01, avant
Flix, Held, Carlsen Comics
Jens Harder, Leviathan, éditions de l'An 2
Nicolas Mahler, Kunsttheorie versus Frau Goldgruber, edition
selene
Mawil, Wir können ja Freunde bleiben, Reprodukt
Kategorie 3b
Beste deutschsprachige Comic-Publikation, Import
Igort, 5 ist die perfekte Zahl, avant
Mohiro Kitoh, Naru Taru, Egmont vgs / EMA
Jason Lutes, Berlin - steinerne Stadt, Carlsen Comics
Alan Moore / Kevin O'Neill, The League of Extraordinary
Gentlemen, I&II Speed
Marjane Satrapi, Persepolis, Edition Moderne
Kategorie 3c
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder / Jugendliche
Elisabetta Gnone, W.I.T.C.H., Egmont Ehapa / Egmont vgs
Aoyama Gosho, Detektiv Conan, Egmont vgs / EMA
Bernd Natke, Benni, Demosthenes Verlag
Stan Saka,i Usagi Yojimbo, Schwarzer Turm
Kategorie 4
Bester internationaler Szenarist
Brian Michael Bendis, Aktueller Titel: Torso, Speed
Mike Mignola, Aktueller Titel: Hellboy, Cross Cult
Joann Sfar, Aktueller Titel: Die Katze des Rabbiners, avant
Rumiko Takahashi, Aktuelle Titel: Maison Ikkoku, Ranma 1/2,
Egmont vgs / EMA
Kategorie 5
Spezialpreis der Jury
Comic-Website des ORF http://comics.orf.at
The Spirit - Archive, Will Eisner, Salleck Publications
36 Ansichten des Eiffelturms, André Juillard, Salleck
Publications
Jimmy, das Gummipferd, Roland Kohlsaat, Lappan
Wilhelm-Busch-Museum Hannover
Sonderpreis für
ein herausragendes Lebenswerk
Albert Uderzo, Asterix, Egmont Ehapa / Egmont vgs
Die Preisträger 1984–2002
Kategorie 1
BESTER AUF DEUTSCH ERSCHEINENDER COMICSTRIP
„Vom
kleinen König der großen Tiere“ von Tom Breitenfeld
Zu berichten ist von einem kleinen Wunder: Da erscheint seit 1991 einmal
alle vierzehn Tage ein Comicstrip auf der Kinderseite einer großen
deutschen Tageszeitung – und es ist eine Serie, die auch Erwachsene
mit größtem Vergnügen lesen könne und die keinen
Qualitätsverlust erleidet. Im Gegenteil: Je länger man „Der
kleine König der großen Tiere“ von Tom Breitenfeld liest
(und immerhin gibt es neben dem Abdruck in der „Frankfurter Rundschau“
jetzt schon vier Alben, die seine farbigen Strips sammeln), desto intensiver
erschließt sich die seltsame Welt seiner sprechenden Tiere, wo ein
rauchender Bär regelmäßig das Nest eines etwas tölpelhaften
Stelzenvogels besetzt. Wo eine unbeirrt vor sich hinfliegende gigantische
Hummel sämtliche Hindernisse einfach aus dem Weg räumt (nicht
zuletzt immer wieder den König selbst). Wo dieser König tatsächlich
schon vor dem Erfolg des Disney-Films „König der Löwen“
ein Löwenjunges ist, das allerdings über eine gehörige
Portion Dreistigkeit und Machtgier verfügt, so dass keine der von
Breitenfeld gezeichneten Figuren je in den Verdacht überzuckerter
Possierlichkeit gerät. Die Savannengesellschaft, die der 1958 in
Flensburg geborene Zeichner ersonnen hat, ist blendend austariert und
beschränkt sich nur auf ein rundes halbes Dutzend regelmäßiger
Akteure. Diese erzählerische Ökonomie aber ist eine Stärke,
weil die einfallsreiche Variation einiger weniger Handlungstopoi die größte
Kunst ist, über die ein Comicstrip verfügt. Der Zeichner Breitenfeld,
der mit wenigen Strichen die Hintergründe skizziert, legt sein ganzes
Augenmerk auf Mimik und Gestik, und er findet dabei die ideale Balance
zischen dem ungerührt-stoischen Bären, dem hypernervösen
Stelzenvogel und dem jugendlich-großspurigen Löwen. Tom Breitenfeld
ist dadurch etwas gelungen, was in Deutschland kaum jemand für sich
in Anspruch nehmen kann: Er zeichnet einen im besten Sinne klassischen
Strip.
Andreas Platthaus
„Baby
Blues” von Rick Kirkman und Jerry Scott
Zugegeben, am Anfang haben mich Rick Kirkmans Zeichnungen nicht vom Hocker
gerissen. Ein braver Funny-Stil ohne viel originärem Beitrag, außer
vielleicht der Nase der Figur des Vaters - und die fand ich zu groß.
Von Jerry Scott dagegen brauchte mich niemand zu überzeugen: seit
ich Zits gelesen habe, weiß ich um seine Gabe gute Gags zu schreiben,
Wahres und Erhabenes ebenso in vier Bilder zu verpacken wie Banales und
Alltägliches. Was er in Zits der Pubertät abgewinnt, übertrumpft
er in Baby Blues eigentlich noch in seiner kompromisslosen Darstellung,
ja, Aufdeckung der wahren Verhältnisse bei Aufzucht, Hege und Pflege
des lieben Nachwuchses. Witzig fand ich seine Strips hier schon immer,
seit ich aber selber junger Vater bin, bin ich Fan. Und plötzlich
sehen auch Rick Kirkmans Zeichnungen viel besser aus. Vielleicht liegt
es an den (auch bei Männern vorkommenden) Hormonschwankungen während
der Schwangerschaft, vielleicht an der (auch auf Männer überspringenden)
Still-Demenz oder ich hab mich einfach beim Lesen an seinen Stil gewöhnt?
Vermutlich liegt es aber daran, dass Kirkmans Zeichnungen im Detail so
wahr sind, wie Scotts Texte: wer selber Mutter oder Vater ist, wird jeden
am Boden liegenden Socken wieder erkennen, jeden übernächtigten
Blick, jede zwischen dem Wunsch die Brut zu meucheln und unendlicher Liebe
schwankenden Gesichtsausdruck. Vielleicht würde ich „Baby Blues“
weiter nur gut und irgendwie okay finden, wäre ich nicht selber in
die Situation seiner Protagonisten geraten. Vermutlich aber nicht: denn
„Baby Blues“ ist ein wirklich gelungener US-Comic-Strip alter
Schule. Und von denen gibt es mittlerweile weniger als man denkt ...
Harald Havas
„Strizz“
von Volker Reiche
Von Elke Heidenreichs Sendung im ZDF kann man ja denken was man will,
aber die Dame ist heutzutage eindeutig die Richtige, um Bücher zu
präsentieren. Literatur hat sich ja in den letzten Jahrzehnten zu
einer Frauensache entwickelt, kein Mann mit einem Minimum an Selbstachtung
würde ein Buch wie „Die weiße Massai“ oder „Bridget
Jones“ auch nur mit der Kohlenzange anfassen. Doch manchmal nutzen
eben auch Heidenreichs überemotionale Empfehlungen etwas: Nach ihrer
Sendung kletterte Volker Reiches „Strizz“, der Band, in dem
das erste Jahr dieses Ausnahmestrips gesammelt wurde, in der Amazon-Bestseller-Liste
von der Nummer dreihundertschießmichtot auf Platz zehn. Ein Erfolg,
der dem Strip von Herzen zu gönnen ist.
Seit inzwischen etwas über zwei Jahren erscheint „Strizz“
fünfmal die Woche in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“
(FAZ) und von Anfang an schlichen sich der Büroangestellte Strizz
und seine kleine Familie, der Chef Leo samt Kater Paul, seine Freundin
Irmi mit Dackel Müller, der Neffe Rafael und seine umfangreiche Stofftiersammlung,
die gerne das „Philosophische Quartett“ nachspielen, in die
Herzen der doch meist konservativen FAZ-Leserschaft. Ähnlich wie
das große amerikanische Vorbild „Doonesbury“ greift
auch „Strizz“ gerne tagesaktuelle Geschehnisse auf, kommentiert
die Begebenheiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft, über die auf
den anderen Seiten der FAZ berichtet wird. Das ist nicht immer so umwerfend
albern, wie die täglichen „Touché“-Strips von
©Tom in der „taz“, aber auf seine recht zurückhaltende
und intelligente Art ist „Strizz“ dann mindestens ebenso witzig.
Hoffentlich läuft der Strip noch recht lange in der Zeitung, hinter
bekanntlich „immer ein kluger Kopf“ steckt.
Lutz Göllner
„Sherman’s
Lagoon” von J.P. Toomey
Tiere sind eben doch die besseren Menschen, zumindest wenn sie sich im
Mikrokosmos einer Südseelagune aufhalten und damit gezwungen sind
miteinander zu leben. Der Hai Sherman, unumschränkter Herrscher dieses
Lebensraumes, muss sich daher verdammt zurückhalten und seinen Appetit
zähmen. Kein Wunder, dass er manchmal wie ein geborener Looser wirkt
und den Spott seiner Mitbewohner stoisch ertragen muss. Wirklich neue,
auch international interessante Zeitungsstrips gibt es immer seltener.
Da sind Jim Toomeys auch grafisch brillante Geschichten eine erkennbare
Ausnahme. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Toomey einen Sinn für
gelungene Wortspiele hat, sein Humor ist auch teilweise äußerst
derbe und manchmal ziemlich blutig. Kein Wunder, dass Sherman manchmal
rot sieht. Aber hinterher tut’s ihm leid, ehrlich.
Lutz Göllner
Kategorie 2
BESTER DEUTSCHSPRACHIGER COMIC-KÜNSTLER
Jens Harder
An sein Studium möchte Jens Harder nicht mehr gern erinnert werden.
Ja, er hat Graphik studiert wie so viele junge deutsche Comiczeichner,
aber die wahre Schule des Comiczeichnens war für ihn die Berliner
Künstlergemeinschaft „Monogatari“, die Harder gemeinsam
mit fünf anderen Kommilitonen im Jahr 2001 gegründet hat. In
jenem Jahr präsentierten sie auf dem Berliner Comicfest zum ersten
Mal ihre Arbeiten: wunderschön gedruckte Hefte, die einen individuell-dokumentarischen
Ton in die deutsche Comicszene brachten, den man bis dahin nur von L’Association
aus Frankreich kannte. Harder, als Jahrgang 1970 Senior der Gruppe, hielt
sich anfangs eher etwas im Hintergrund, beteiligte sich an allen Gemeinschaftsprojekten,
ließ sich aber mit dem ersten ambitionierten Soloalbum viel Zeit.
Als er 2003 das Comicfestival von Angoulême besuchte, hatte er seine
Mappe im Gepäck, und als er nach Berlin zurückkehrte, hatte
er einen Vertrag in der Tasche, mit dem sich kein Geringerer als der Nestor
der französischsprachigen Comicforschung, Thierry Groensteen, Harders
Geschichte „Leviathan“ für seinen neugegründeten
Verlag „édition de l’AN 2“ gesichert hat. Im
November vergangenen Jahres ist das Album erschienen und hat Harder sofort
in die Spitze der deutschen Comiczeichner katapultiert. Der mit nur einer
Zusatzfarbe gedruckte Band knüpft an die früheren Arbeiten von
„Monogatari“ an, lässt jedoch im mythischen Erzählduktus
einen Künstler entdecken, der seinesgleichen in Deutschland sucht.
Andreas Platthaus
Horus
Horus will Horus bleiben. Der Künstlername maskiert die bürgerliche
Identität. Und jetzt hat sich Horus den Namen als Künstler uneingeschränkt
verdient, nachdem er viele Jahre lang eher realistische Handwerksarbeit
im Genre der Bilderzählung leistete – Umsetzung von Szenarien
im Fantasy-Bereich mit derb realistischem Strich, zuletzt das selbst verfasste
Epos „Schattenreich“. Darin hat Horus die grafischen und narrativen
Topoi der Gattung zum Äußersten getrieben, aber nicht überwunden.
Mit seinem neuen Album „Wüstensöhne“ erfolgt jedoch
ein Quantensprung. Horus entdeckt sich als skeptischer, melancholischer,
ja zynischer Erzähler. Er erzählt von den Schatten des Faschismus,
nicht nur in Deutschland. Der Text ist hier nicht weniger gewichtet als
das Bild. Zwischen Wort und Illustration entstehen durch ungewohnte Anordnung,
durch Architekturzitat, Großaufnahme und Symbolismus neue Spannungen,
die dem Leser Einfallstore zur eigenen Reflexion öffnen. Ein neuer
Comic-Literat macht von sich Reden.
Herbert Heinzelmann
Ulf K.
Seit Jahren arbeitet Ulf K. an einem großen Farbalbum, das einmal
bei Carlsen geplant war und nun irgendwann beim Hausverlag des Zeichners,
der Edition 52, erscheinen soll. Doch wenn Ulf K. weiterhin so wunderbare
Nebenwerke abliefert, die seinen Lesern die Wartezeit auf das vielbeschworene
Opus verkürzen sollen, dann möge er noch lange daran arbeiten.
Denn der vierunddreißigjährige Oberhausener, der seit zwei
Jahren in Düsseldorf lebt, hat es geschickt verstanden, aus seinen
reichhaltigen graphischen Aktivitäten immer wieder kleine publizistische
Preziosen entstehen zu lassen, die seinem träumerisch-romantischem
Erzählduktus bereits im Erscheinungsbild gerecht werden: dünne
Hefte, meist ohne Wort (aber nicht ohne Sprechblasen!) gestaltet und mit
einer Zusatzfarbe geschmückt, die den melancholischen Grundton der
Geschichten unterstreicht. So ist etwa „Titus von Götheborg“
ausgestattet, eine kleine Sammlung von einseitigen Erzählungen um
einen erfundenen Komponisten, die Ulf K. für die „Neue Musikzeitschrift“
gezeichnet hat. Und 2003 hatte er „Floralia“ veröffentlicht,
die herzzerreißende Geschichte der Liebe eines Clowns zu einer Blume,
die sich gegen die Eifersucht eines Kraftmenschen behaupten muss. Das
altertümliche Zirkusmilieu wurde zum idealen Handlungsort für
Ulf K.s nostalgisch angelegte Erzählung, die ihn erneut als Meister
des Stummcomics vorstellte. Seit er mit „Tango de la Mort“
oder „Der Sterngucker“ seine ersten Erfolge erzielt hat, ist
Ulf K. konsequent auf dem eigenen Weg vorangeschritten, hat das Erbe seiner
französischen Vorbilder bewahrt und sein spezifisch deutsches ästhetisches
Ideal dazugegeben. Dass er damit nur in Frankreich ein Publikum fand,
hat sich spätestens mit seinem in der F.A.Z. abgedruckten Fortsetzungscomic
„Der Exlibris“ erledigt. Der Prophet gilt etwas im eigenen
Land. Und mit der bevorstehenden Publikation seiner gezeichneten Diplomarbeit
als Kommunikationsdesigner, die diesmal in ganzseitigen Einzelbildern
die Sternen- und Liebesnächte à la Ulf K. inszenieren wird,
steht eine echte Innovation auf dem deutschen Markt bevor.
Andreas Platthaus
Mawil
Der zweite Vertreter der Berliner Zeichnervereinigung „Monogatari“
unter den Nominierten zum besten deutschen Comiczeichner ist deren Benjamin:
Markus Witzel, alias Mawil, gerade einmal 22 Jahre alt. Doch mit „Strand
Safari“ und „Wir können ja Freunde bleiben“ hat
Mawil bereits zwei Arbeiten veröffentlicht, die Maßstäbe
für autobiographisches Comicerzählen in Deutschland gesetzt
haben. Sein auf den ersten Blick schlichter Zeichenstil verbirgt eine
Virtuosität in der Anlage der Seitenarchitektur und des Szenarios,
die hierzulande ungewöhnlich sind. Der extrem persönliche Stil,
in dem Mawil erzählt, setzt auf eine subtile Balance aus Melodramatik
und Humor, die ein Porträt der Generation von Anfangzwanzigjährigen
entstehen lässt, dem man jedes Bild und jede Wendung glaubt. Dass
der Zeichner dabei auf alltägliche Adoleszenzgeschichten setzt, die
er mit leichter Hand in Szene zu setzen weiß, lässt in vollends
zum Sonderfall in einer Comicszene werden, die sich lieber aufs Metaphysisch-Schwere
verlegt denn aufs Alltagsleben. Dabei lässt die Vielfalt der Aktivitäten
Mawils, der auch schon für die „taz“ gezeichnet hat,
einen ausgekochten Profi vermuten, dessen Karriere schon viel länger
als die drei Jahre gewährt haben müsste, die „Monogatari“
jetzt besteht. Doch Mawil beherrscht wie kein anderer deutscher Zeichner
die Kunst, populär zu arbeiten, ohne dabei die Marotten preiszugeben,
die ihn als extrem persönliche Stimme im Comic auszeichnen.
Andreas Platthaus
Volker Reiche
Wer sich noch nicht allzu lange in der deutschen Comicszene bewegt, könnte
auf den Gedanken kommen, Volker Reiche sei ein hoffnungsvolles Jungtalent.
Dabei ist der 1944 im brandenburgischen Belzig geborene bereits seit 35
Jahren in der Branche tätig. Nachdem Reiche Ende der 60er Jahre die
US-Underground-Zeichner entdeckt hatte, hängte er sein Jurastudium
an den Nagel und reüssierte als Comic-Künstler. Er arbeitete
bereits für „Pardon“ und die kurzlebige Satirezeitschrift
„Hinz & Kunz“ (hier kann man bereits eine frühe Vorstudie
für den „Strizz“-Chef Leo treffen), wurde kurzfristig
sogar Disney-Zeichner für den holländischen Verlag Oberon. Ab
1985 zeichnet er mit Unterbrechungen bis heute für die Fernsehprogrammzeitschrift
„Hör Zu“ die Abenteuer des Redaktionsmaskottchens „Mecki“.
Reiches eigene Schöpfung „Strizz“, ein Strip, den man
ohne Zögern als deutschen „Doonesbury“ bezeichnen kann,
läuft seit dem 21. Mai 2002 in der „Frankfurter Allgemeinen
Zeitung“. Lutz Göllner
Kategorie 3a
BESTE DEUTSCHSPRACHIGE COMIC-PUBLIKATION, EIGENPUBLIKATION
„PLAQUE
01“ von Johann Ulrich und Kai Pfeiffer (Hrsg.) avant-verlag
In Zeiten, in denen die großen Verlage ihre Programme immer weiter
ausdünnen und anspruchsvolle Comics an den Rand drängen, scheint
es kommerzieller Selbstmord zu sein, ein Magazin wie „PLAQUE“
zu machen: Lange, kluge Artikel (Ben Katchor), Interviews mit Künstlern,
die wirklich etwas zu sagen haben (Alan Moore, Lorenzo Mattotti), Skizzenbücher
und dazwischen Comics für den verwöhnten Geschmack von Oscar
Zarate, Igort, Stefano Ricci und Atak, das Ganze wird in Form eines dicken
Buches präsentiert, an dem man lange lesen kann. Der „Küchentischverleger“
Johann Ulrich geht dieses Wagnis ein, und wer Comics lesen will, die den
Mainstream wirklich nur noch am Rand berühren, der wird hier reich
belohnt. Ulrichs Vorbild ist das italienische Magazin „Mano“,
und ähnlich wie dort ist die Definition des Genres Comic offen. Das
es mit dem vollmundig versprochenen jährlichen Erscheinen nun doch
nicht so hin haut, stört auch nicht wirklich. Spätestens zum
Salon liegt die seit langem erwartete Nummer 02 vor. Wer offen ist für
anspruchsvolle Lesekost, kann sich freuen.
Lutz Göllner
„Held”
von Flix Carlsen Comics
Held ist ein ganz und gar außergewöhnlicher Comic. Außergewöhnlich
in der Idee eine Comic-Selbstbiographie über den Punkt ihrer Entstehung
hinaus fortzuschreiben und so in einer Projektion, eine Biographie des
eigenen zukünftigen noch nicht gelebten Lebens zu schaffen. Außergewöhnlich
auch im Können und in der Sicherheit der eingesetzten Mitteln. Zwar
ist es heute glücklicherweise so, dass man auch von deutschsprachigen
Autoren vermehrt Comics auf internationalem Niveau zu sehen bekommt, selbstverständlich
ist das aber noch lange nicht. Außergewöhnlich auch in der
Genese – nicht weil als Abschlussarbeit entstanden, so etwas gibt
es mittlerweile immer wieder, sondern weil es „Held“ nach
dem Erscheinen als Heftserie in einem Mittelverlag der Szene (Zwerchfell),
als ganzes Buch in das Verlagsprogramm eines der führenden Comic-Großverlage
(Carlsen) geschafft hat. Außergewöhnlich auch, weil man als
Leser über eine der Nostalgie-Retro-Ecke und amourösen Fehlschlägen
zuzurechnenden Strecke langsam aber unaufhaltsam in den privaten Kosmos
eines teil-erfundenen Menschen, seiner Sorgen, seiner Vorlieben und Obsessionen
hineingezogen wird, bis man emotional nicht mehr herauskann aus dem Lebensstrudel
des Protagonisten und mit ziemlicher Sicherheit seinen vorprogrammierten
Abgang nicht ganz tränenlos überstehen wird. Dem Zeichner und
Autor Flix ist mit „Held“ etwas ganz besonderes, eben etwas
Außergewöhnliches gelungen. Sollten Sie diesen Band noch nicht
kennen, verstehen Sie diesen Nominierungstext bitte als dringende Leseempfehlung!
Harald Havas
„Leviathan“
von Jens Harder editions de l’AN 2
Dieses Album dürfte das erste Beispiel für eine Nominierung
in der Rubrik „Beste deutschsprachige Eigenpublikation“ sein,
die außerhalb des deutschen Sprachraums verlegt worden ist. Und
gewiss auch die erste, die gleich viersprachig daherkommt. Auf deutsch,
französisch, englisch und japanisch. Doch das Thema rechtfertigt
diesen internationalen Anspruch, denn der Berliner Zeichner Jens Harder
erzählt nicht weniger als einen universalen Lebenszyklus, den er
um die Figur eines Walfischs arrangiert. Damit knüpft Harder explizit
an Bibel, Thomas Hobbes oder Herman Melville an, und auch sein Leviathan
ist eine schreckenerregende Gestalt, der allerdings die Menschheit als
nicht minder fürchterliche Spezies beigegeben ist. Sintflut und „Titanic“
erzählen bildmetaphorisch-stumm von menschlicher Hybris, während
der Wal seinen einsamen Kampf gegen realistisches und allerlei Sagengetier
ausficht. Harder hat sich aus dem Mythenschatz ebenso bedient wie bei
literarischen Vorbildern, und ihm gelingt ein Arrangement dieser Zitatenvielfalt,
das zu einer neuen schlüssigen Erzählung wird. Dass ihm zu diesem
Szenario eine kongeniale graphische Umsetzung gelang, ist weiß Gott
nicht selbstverständlich in einer Comic-Kultur, die Schwere gerne
mit Gewicht verwechselt und deshalb wenig übrig hat für spielerisches
Erzählen, wie Harder es hier bei aller Ernsthaftigkeit betreibt.
Dass ausgerechnet Thierry Groensteen, der bisher nicht als Liebhaber deutscher
Comics aufgefallen war, sich dieses Juwel für seinen Verlag gesichert
hat, beschämt seine deutschen Konkurrenten. Doch ob sie überhaupt
ein Album von solcher Perfektion in der Ausstattung zustande gebracht
hätten, darf man wohl bezweifeln.
Andreas Platthaus
„Kunsttheorie
versus Frau Goldgruber“ von Nicolas Mahler edition selene
Heimlich still und leise hat sich Nicolas Mahler zu einem der bedeutendsten
deutschsprachigen Comic-Künstler entwickelt. Der Wiener, dessen Arbeiten
immer noch mehr in Frankreich oder Kanada publiziert werden als in deutschen
Landen, hat mit seinem minimalistischen Kritzelstil voll von dicken oder
sehr langen, stets aber gesichtslosen Protagonisten mittlerweile eine
erstaunliche Bandbreite an Inhalten umgesetzt. Diese reichen von Kinderbüchern
über stumme Kommentare zur ganz normalen Tristesse des Lebens und
der Liebe und aufs absolute Minimum reduzierte Comic-Strips bis zu originell-witzigen
Biographie-Comics. In letztere Kategorie fällt auch das realsatirische
Werk „Kunsttheorie versus Frau Goldgruber“. Mahler beschreibt
darin autobiographisch unter anderem die Mühen eines Comic-Zeichners
beim österreichischen Finanzamt richtig eingeordnet zu werden, oder
die Qualen, einen Zeichentrickfilm zu Ende zu bringen, für den man
blöderweise schon die Förderung kassiert hat... Der Band entstand
als eine Art Katalog zu einer großen Nicolas Mahler gewidmeten Ausstellung,
ist aber absolut eigenständig – und sicher einer der witzigsten
deutschsprachigen Comics der letzten Jahre.
Harald Havas
„Wir
können ja Freunde bleiben“ von Mawil Reprodukt
Mawils Album, erschienen bei Reprodukt, war zweifellos die größte
Überraschung des Comicjahrs 2003. Kaum jemand kannte den jungen Berliner
Zeichner, der sich da mit einem Schlag als individuelle Stimme von einer
Qualität vorstellte, die man in Deutschland selten findet. Berichtet
wird in drei großen Kapiteln, einer Ouvertüre und einem Epilog
die Geschichte einer Jugend. Der Erzähler, schon durch den Namen
als Alter ego des Zeichners ausgewiesen, schildert seine mehr oder minder
skurrilen Kontaktaufnahmen zum anderen Geschlecht, und wie Mawil dabei
auch noch Reminiszenzen an die Kindheit zu DDR-Zeiten und ostdeutsche
Emanzipationsbemühungen der neunziger Jahre einfließen lässt,
das ist meisterhaft umgesetzt. Dazu hat er einen Zeichenstil gewählt,
der an Funny-Traditionen anschließt, aber durch geschickte Grauabstufungen
alles bloß Skizzenartige kaschiert. Das Verblüffendste jedoch
an „Wir können ja Freunde bleiben“ ist die Konsequenz,
mit der Mawil seine Seiten gestaltet hat: als relativ streng durchgehaltenes
Schema von drei Reihen à drei Bildern, das er aber immer wieder
einmal durch einzelne größerformatige Panels durchbricht oder
derart komponiert, dass die neun Einzelbilder sich zu einem großen
ergänzen. So rhythmisiert die Seitenarchitektur die Geschichte ständig
neu, lässt erzählerische Ruhepunkte durch graphische Großzügigkeit
entstehen und schafft gerade durch das gelegentliche Aufbrechen der strikten
Layout-Vorgabe auch Distanzierungen, die den Wechsel der Zeitebenen innerhalb
der Geschichte leichter nachvollziehbar machen. Mawil ist mit seinem Album
etwas geglückt, was man im deutschen Sprachraum kaum erhoffen durfte:
federleichtes Erzählen bei versiertester Gestaltung.
Andreas Platthaus
Kategorie 3b
BESTE DEUTSCHSPRACHIGE COMIC-PUBLIKATION, IMPORT
„5
ist die perfekte Zahl“ von Igort avant-verlag
Manche Panels scheinen eine große Stille auszustrahlen, eine Stille,
wie sie kurz vor einer Explosion entsteht. In andere Panels brechen die
Träume mit infantilisierten Formen ein, wie man sie aus Mangas kennt.
In wieder anderen Panels dominiert die Nacht mit tiefschwarzen Schatten.
Die Stimmung, die Igort in seine Bilder legt, ist ein entscheidendes Kriterium
für den Wert des Albums „5 ist die perfekte Zahl“. Das
zweite Kriterium ist die Story. Hart, voller Kanten doch auch voller Schmerz,
ereignet sie sich im neapolitanischen Mafia-Milieu. Es ist eine konsequente
Rachegeschichte. Die Rache aber schlägt dem Rächer tiefe Wunden.
Mit „5 ist die perfekte Zahl“ ist Igor Tuveri, der mit Igort
zeichnet, nach langen Jahren der zeichnerischen Arbeit in Japan zu seinen
italienischen Wurzeln zurückgekehrt. Er hat eine eindrucksvolle Geschichte
geschrieben und sie lakonisch in Duochrome-Technik umgesetzt. Die deutsche
Edition durch den avant-verlag ist nicht nur sorgfältig, sondern
fast eine Liebeserklärung an ein Comic-Buch seltener Qualität.
Herbert Heinzelmann
„Naru
Taru“ von Mohiro Kitoh Egmont vgs / EMA
Viele Manga sind besser als ihr Ruf. Denn immer noch besteht die Reaktion
heimischer Nicht-Comic-Leser sowie Anhänger europäischer beziehungsweise
franko-belgischer Comic-Kultur auf die Flut der seltsamen schwarzweißen
Taschenbücher in mildem Erstaunen, heftigen Kopfschütteln bis
hin zu glatter Ablehnung. Und es stimmt ja auch: viele Manga sind einfach
Trash, klassische „Tschinn-Bumm“-Geschichten der unter(st)en
Schublade, voll von Klischees, Gewalt und angedeuteter bis opulent-schwülstiger
Erotik. Aber das sind eben nur einige. Denn Manga sind in Japan ein allgegenwärtiges
Medium – gelesen von jeder Altersgruppe, jeder sozialen Schicht.
Daher gibt es neben ziemlichem Schund und guter Trivialunterhaltung auch
so manches, das intellektuell anregend oder künstlerisch wertvoll
ist. Wie bei jedem gesunden Medium, in dem es neben viel van Damme eben
auch Godard oder Fellini gibt. Wer danach sucht, wird auch in der deutschsprachigen
Manga-Produktion solche Perlen finden. Wie etwa Naru Taru. Vordergründig
könnte man die Serie leicht mit anderen über einen Kamm scheren:
Schulmädchen mit fantastischen Kräften, Science Fiction, Gewalt
und auch Nacktheit. Dennoch ist alles anders. In wunderschönen oft
lyrisch wirkenden, immer extrem emotionalen Bildern erzählt Mohiro
Kitoh von Kindern und Teenagern, die auf eine geheimnisvolle Weise mit
saurierähnlichen Flugdrachen verbunden sind, die sich auf geistigen
Befehl hin in alles Erdenkliche verwandeln können – sogar in
tödliche Waffen. Doch das ist nur eine Ebene. Die andere ist die
der Protagonisten, deren Gefühle, Ver- und Entwicklungen, die von
familiären Beziehungen bei Scheidungskindern bis zu unmenschlichem
Mobbing unter Schülerinnen reichen. Und hier verlässt Kitoh
auch die Ebene der normalen Spannungslektüre und dringt in Bereiche
ein, die (dem Leser) weh tun. Nicht durch Zufall sind die Naru Taru-Bände
in der Erwachsenenschiene von EMA erschienen. Für viele Szenen von
Sadismus und Unterdrückung unter Schülerinnen benötigt
man starke Magennerven. Dabei steht aber nicht vordergründige Gewalt
a la Horror-Splatter-Movies im Zentrum der Darstellung, sondern psychisches
Leid, wie es noch selten so drastisch in Comics zu lesen war. Die Serie
läuft noch. Auf ihr Ende darf man gespannt sein.
Harald Havas
„Berlin
– steinerne Stadt“ von Jason Lutes Carlsen Comics
Naja, dit is schon meer als unjewöönlich, dit son kleener Ami
äne Jeschichte erzäält, die im Bärlin der 20jer Jaare
spült. Dasu kommt, dit diesa Djäson Lutes nich nur die janze
Story, sondern ooch die Hinterjründe ausjesprochen jut reschaschiert
hat. Fier Jaare, so sachter, hatter nur jelesen, jesammelt und übalecht,
beforer denn den Bleistüft zum ersten Mal uffs Papier jesetzt hat.
Watt dabei rauskam is härzallerliebst uffder eenen Seite, wennet
nämlich um die Liebesjeschichte zwischen den ollen Jornalüsten
Kurt Severing und die junge Künslerin Marthe Müller jeht. Aba
uff der anderen Seite trifft Lutes ooch die Atmosfäre vadammt jut:
Herrschaften, stellen se sich mal for, Berlin am Ende von die rooring
twenties, wie wir multilingualen so saajen, die Wirtschaftskrise wütet,
die Reichen werdn immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Weimarer
Republik is am Ende, die Menschen vertrauen die Rejierung einfach nich
meer. Keen Wunda, det sich sich den Extremisten zuwenden. Durch die Straßen
von Berlin marodiern schon die Braunhemden, und ooch die Kommunisten wollen
dit Land für imma verändan. Vor dem Hinterjrund erzäält
Lutes die Jeschichten von vaschiedenen Menschen, imma mit janz fiel Jefühl
und immer mittet Wissen: Dit würd allet böse enden.
Lutz Göllner
siehe auch Ausstellung Jason Lutes –
Berlin. Steinerne Stadt
„The
League of Extraordinary Gentlemen” von Alan Moore und Kevin O’Neill
Verlag Thomas Tilsner / Speed
Die Geschichten um „The League of Extraordinary Gentlemen“
sind ein wunderbar postmodernes Spiel mit viktorianischen Pulp-Helden
wie Allan Quatermain von Henry Rider Haggard oder dem Wissenschaftler
Dr. Jekyll mit seinem monströsen alter ego Mr. Hyde von Robert Lewis
Stevenson. Der geniale britische Comic-Autor Alan Moore hat sie zu einer
ironischen Task Force in einem von Kevin O’Neill leicht karikiert
und zugleich schauerlich schön entworfenen London versammelt. Damit
macht man sich einen Witz auf amerikanisches Superhelden-Getue. Denn die
wahren Heroen mit zum Teil höchst außergewöhnlichen Fähigkeiten
lebten bereits in Großbritannien an der Wende zum 20. Jahrhundert.
Moore und O’Neill treiben ihr aufregendes Vexierspiel mit ebenso
literarischem wie comicologischem Kenntnisreichtum auf intelligente Spitzen,
die Genre-Kritik und Genre-Leidenschaft in einer heftigen Umarmung vereinen,
und fordern damit auch den Leser als Kenner, weil ihm sonst der größte
Teil des Lektüre-Vergnügens entgeht.
Herbert Heinzelmann
„Persepolis“
von Marjane Satrapi Edition Moderne
Als 2001 beim Pariser Verlag „L’Association“ der erste
Band der Serie „Persepolis“ erschien, konnte die Comicwelt
mit dem Namen der Zeichnerin wenig anfangen: Marjane Satrapi hatte bis
dahin einige Kinderbücher gezeichnet und arbeitete in einem Atelier
neben einigen der Association-Größen, aber mehr Berührung
zum Comic war da nicht. Doch die Geschichte ihrer Kindheit im Iran zur
Revolutionszeit begeisterte nicht nur durch die konsequent durchgehaltene
kindliche Perspektive, sondern auch durch die zwar schlichten, aber gerade
darum der Erzählung so angemessenen Zeichnungen, die zudem immer
wieder meisterhafte Arrangements und ein höchst geschicktes Spiel
mit den drastischen Schwarzweiß-Kontrasten aufweisen. Das französische
Publikum dankte es mit einer Auflage von mehr als zweihunderttausend Alben,
doch es musste erst die Zürcher Edition Moderne kommen, um dieses
Meisterwerk des autobiographischen Comics auch im deutschen Sprachraum
zugänglich zu machen. In dem prachtvoll ausgestatteten und sorgfältig
übersetzten Band sind die ersten beiden französischen Folgen
von „Persepolis“ enthalten, die Marjanes Erlebnisse bis zu
ihrer Ausreise nach Westeuropa im Jahr 1983 beschreiben, und man kann
nur hoffen, dass alsbald auch die beiden weiteren in Frankreich erschienenen
Alben, die ihre Ankunft in Österreich und die folgenden Jahre in
Frankreich schildern, bald übersetzt werden. Es gibt nicht viele
Frauen in diesem Metier, und noch weniger von ihnen haben der männlichen
Konkurrenz derart den Rang abgelaufen wie die junge Marjane Satrapi. Man
hat als Leser nicht häufig Gelegenheit, unmittelbar zuzusehen, wie
Comicgeschichte geschrieben wird. „Persepolis“ aber bietet
eine solche Chance.
Andreas Platthaus
Siehe auch Ausstellung Marjane Satrapi
– Persepolis
Kategorie 3c
BESTE DEUTSCHSPRACHIGE COMIC-PUBLIKATION FÜR KINDER UND JUGENDLICHE
„W.I.T.C.H.“
von Elisabetta Gnone Egmont vgs / Ehapa Comic Collection
Erst kamen die Manga. Dann kam lange nichts. Und dann kam W.I.T.C.H..
Und bewies, dass man einen Teil der Manga-Zielgruppe durchaus erreichen
(und bezaubern) kann mit Comics, die inhaltlich und auch optisch mehr
in einer westlichen Tradition stehen, als in einer – immer auch
etwas eigenartig fremd bleibenden – fernöstlichen. W.I.T.C.H.
übernimmt vom „Magical Girl“-Manga das Geheimnis, dass
man auch heute noch, abseits der lange schon in Frieden ruhenden Pferde-
und Mädchen-Comics, durchaus Comics für Jugendliche weiblichen
Geschlechts machen kann, die von diesen gerne gelesen, ja, geliebt werden.
Der Plot – ein Gruppe junger Mädchen entwickelt übermenschliche,
magische Kräfte und kämpft fortan gegen das Böse –
ist dabei von japanischen Vorbildern entlehnt. Die Charaktere, die Familienbeziehungen,
das Umfeld, der Humor und der Italo-Disney-Semifunnstil sind originär
westlich, originell und liebenswert. „Zuckerlbunte“ Abenteuercomics
für junge Leser(innen)? Sicher – aber auf sehr hohem Niveau.
Harald Havas
„Detektiv
Conan“ von Yoshimasa Aoyama Egmont vgs / EMA
Der sechzehnjährige Shinichi Kudo ist ein erfolgreicher junger Detektiv,
der für die Polizei schon so manchen kniffligen Kriminalfall gelöst
hat. Doch eines Tages legt er sich mit den falschen Leuten an. Er wird
von zwei mysteriösen Männern in Schwarz niedergeschlagen und
gezwungen, einen vermeintlich tödlichen Trunk zu trinken. Aber anstatt
zu sterben, verwandelt sich Shinichi in ein Kind zurück. Er legt
sich eine neue Identität zu, nennt sich fortan Conan Edogawa, nach
seinen Idolen, den Krimiautoren Sir Arthur Conan Doyle und Ranpa Edogawa,
und findet Unterschlupf bei seiner Freundin Ran Mori, deren Vater eine
Detektei betreibt. Dabei wird Conan immer wieder in Kriminalfälle
verwickelt und kann sein detektivisches Vermögen, wenn auch nur im
geheimen, zur Geltung bringen.
„Mentantei Conan“, wie „Detekiv Conan“ auf japanisch
heißt, von Yoshimasa „Gosho“ Aoyama, wurde erstmals
1994 in dem Manga-Magazin „Shonen Sunday“ abgedruckt. Aoyama
wurde am 21. Juni 1963 in der Präfektur Tottori geboren. Sein erster
Manga hieß „Chotto Matte“. Dafür erhielt er 1986
den 19. Shogakukan Inc. Debut Award, ein Comicpreis, mit dem vielversprechende
Manga-Talente ausgezeichnet werden. Den bisher größten und
auch heute noch andauernden Erfolg hat er 1994 mit „Meitantei Conan“
geschaffen. Dafür wurde er auch im Jahr 1996 mit dem 46. Shogakukan
Comic Price ausgezeichnet. Durch diesen Riesenerfolg gehört Gosho
Aoyama heute zu den zehn bestverdienendsten Persönlichkeiten Japans
und auch heute arbeitet er immer noch an Conan.
SAK
„Benni“
von Bernd Natke Demosthenes Verlag
Benni stottert. Na und? Diese schlichte Kernaussagen vermitteln die komischen
Streifen der Heftserie „Benni“, die von der Bundesvereinigung
Stotterer-Selbsthilfe e.V. herausgegeben wird. Gezeichnet werden die Strips
von Bernd Natke in seinem gewohnten, eng an belgische Funny-Größen
angelehnten Stil. Aber selten wurde dieser so passend eingesetzt wie eben
bei Benni. Die kurzen Ein- bis Vierzeiler entsprechen genau den optischen
Vorlieben ihrer Zielgruppe. Der klare Semi-Funny-Stil lässt die Storys
realistisch genug wirken, um die teilweise damit vermittelten Inhalte
glaubhaft erscheinen zu lassen. Gleichzeitig sind die Zeichnungen witzig
genug, um einfach so als amüsante Comic-Strips konsumiert zu werden,
ohne dass die Grundproblematik stotternder Kinder zu schwer und schwierig
transportiert wird. „Benni“ ist ein Comic, der Betroffenen
Mut machen, der Unbeteiligten die Problematik des Stotterns leichtfüßig
vermitteln und außerdem auch einfach nur als witziges Heft konsumiert
werden kann. Schön, dass die Reihe sehr erfolgreich und beliebt ist.
Schön auch, dass sie weiter fortgesetzt wird. Vielleicht macht „Benni“
ja sogar Schule und zeigt auch im an ähnlichen Publikationen nach
wie vor etwas armen deutschsprachigen Raum die vielfältigen Möglichkeiten
auf, die das Medium Comic gerade im pädagogischen Sektor und bei
der Vermittlung sozialer oder medizinischer Probleme zu bieten hat.
Harald Havas
„Usagi
Yojimbo“ von Stan Sakai Verlag Schwarzer Turm
Es ist schon mehr als erstaunlich, wie der auf Hawai geborene Stan Sakai
seit jetzt 20 Jahren eine gleichhaltend hohe Qualität erhält.
1984 debütierte seine Schöpfung „Leibwächter Hase“
(so lautet die Übersetzung des Namens „Usagi Yojimbo“)
in dem Magazin „Albedo“. Vorbild für diese Geschichte
war einerseits der Monumentalroman „Musashi“ von Eiji Yoshikawa,
den in Japan jedes Kind kennt, andererseits der Manga-Klassiker „Kozume
Ôkami“ von Kazuo Koike und Gôseki Kojima. Nur dass Stan
Sakai die bewegenden und teilweise brutalen Geschichten eben in Form von
funny animal-Comics erzählt. Doch während „Albedo“
und der dazugehörige Verlag längst den Weg alles irdischen gegangen
sind, läuft Usagi immer noch herum, inzwischen beim vierten US-Verlag,
immer noch auf der Suche nach Ruhe und Frieden in seinem Leben. In den
90er Jahren schon einmal auf deutsch von Carlsen vorgelegt, arbeitet momentan
der Verlag Schwarzer Turm an der „Usagi Yojimbo“-Gesamtausgabe.
Das Gesetz der Serie besagt ja gerade bei solchen langlaufenden Reihen,
dass ihre Schöpfer irgendwann fett und faul werden. Nicht so Stan
Sakai: Bei jedem neuen Band erwartet man, dass der ja nun mal irgendwann
schwächer werden muss, aber Sakai zieht den Leser immer wieder in
seine Welt, das Japan der Shogun-Zeit, bevölkert von mehr oder weniger
komischen Tieren.
Lutz Göllner
Kategorie 4
BESTER INTERNATIONALER SZENARIST
Brian Michael
Bendis
Collage-Roman hieß das in den 20er Jahren, und ein Musterfall ist
Döblins „Berlin Alexanderplatz“. In eine Fiktion werden
Teile der Realität integriert, z.B. Zeitungsausschnitte. Auch eine
Comic-Erzählung wird durch Zitate wie Ausrisse und Fotos durchsichtig
auf die Wirklichkeit. Mit solchen Collage-Elementen haben Brian Michael
Bendis und Marc Andreyko als Autoren von „torso“ den Fall
des ersten amerikanischen Serienkillers durchsichtig gemacht. Bendis hat
die Geschichte gezeichnet. Jede Seite ist ihm Bühne für eine
ungewöhnliche Anordnung der Bildfelder. Inzwischen arbeitet der Mann
aus Cleveland mit dem Geburtsjahr 1967 ausschließlich als Szenarist.
Er arbeitet mit Helden wie Spawn, Spiderman oder Daredevil, hat aber auch
die eigene und eigenwillige Kreation „Powers“ entwickelt.
Was Bendis‘ Geschichten qualitativ über den Mainstream der
US-Szenarios hebt, ist ihre Orientierung an filmischer Narration, vor
allem an den düsteren Drehbüchern des „film noir“.
Ein Meister des inneren Monologs ist Bendis außerdem.
Herbert Heinzelmann
Mike Mignola
Vergessen wir mal ganz schnell all die misslungenen Comicverfilmungen
des letzten Jahres und freuen uns auf „Hellboy“, der seine
Vorab-Premiere hier auf dem Comic-Salon in Erlangen erleben wird. „Hellboy“-Schöpfer
Mike Mignola hat persönlich am Film mitgearbeitet und bei den Dreharbeiten
in Prag mit Argusaugen darauf geachtet, dass seine Schöpfung respektvoll
behandelt wird. Als „Hellboy“ 1993 im US-Verlag Dark Horse
debütierte, war er Teil des creator’s-Imprint Legends. Heute
ist der Sohn des Teufels, der durch ein verunglücktes Nazi-Experiment
auf unsere Erde kam, der einzige noch regelmäßig erscheinende
überlebende dieses Projekts. Das verwundert nicht wirklich, denn
„Hellboy“ bietet eine wirklich einzigartige, charmante Mischung:
Mignolas Zeichnungen sind eindeutig von Jack Kirby beeinflusst, seine
Geschichten jedoch lesen sich, als hätte Lovecraft sie geplottet
und Ambrose Bierce die Dialoge geschrieben, supergruselig und mit sehr
komischen, sarkastischen Kommentaren. Und Mignola ist schlau genug, das
Publikum nicht mit zweitklassigem Material zu bombardieren. Auch wenn
„Hellboy“ von Fremdautoren geschrieben und gezeichnet wird,
Mignola hat immer ein strenges Auge auf seiner Schöpfung.
Lutz Göllner
Joann Sfar
Das Werk von Joann Sfar ist kaum noch zu übersehen; seit er vor vier
Jahren erstmals als bester Szenarist in Erlangen nominiert worden ist,
sind grob geschätzt vierzig weitere Alben von ihm erschienen, die
meisten auch noch selbst gezeichnet. Sfars Arbeitstempo ist unbeschreiblich,
und allein seine tagebuchartigen Notizbücher, von denen in Frankreich
seit dem Jahr 2002 vier erschienen sind, umfassen zusammen mehr als tausend
Seiten. Dass da seine deutschen Publikationen nicht mitkommen, ist wenig
überraschend, aber immerhin sind derzeit mit „Donjon“,
„Die Katze des Rabbiners“, „Schwarze Oliven“ und
„Merlin“ vier Serien erhältlich, die Sfar geschrieben
hat. Dass allerdings solche Perlen wie „Professeur Bell“ oder
„Petit Vampire“ und „Grand Vampire“ auf deutsch
noch fehlen, zeigt den Nachholbedarf gegenüber dem Werk des derzeit
produktivsten europäischen Szenaristen. Sfar, 1971 in Nizza geboren,
wurde zunächst durch Kinderserien bekannt, erwarb sich aber mit seinen
Publikationen bei L’Association alsbald den Status eines Autorenstars.
Was auch immer seine Biographie an Besonderheiten bereithält –
Sfar macht Geschichten daraus. Seine jüdische Herkunft lieferte ihm
den Stoff für kabbalistische Erzählungen und ließ ihn
ein besonderes Interesse für jüdische Künstler entwickeln;
aus seinen Lesevorlieben für die Abenteuergeschichten des neunzehnten
Jahrhunderts schöpft „Professeur Bell“, aus seiner Begeisterung
für Computerspiele entstand gemeinsam mit Lewis Trondheim „Donjon“;
sein Philosophiestudium regte ihn an, Platons „Gastmahl“ und
Voltaires „Candide“ zu illustrieren, und seit Sfar Vater einer
Tochter ist, hat er seine eigene Jugendbuchreihe begründet, in der
neben den Arbeiten anderer Zeichner mit „Monsieur Crocodile“
ein eigenes Meisterwerk erschienen ist. Kein anderer Szenarist hat ein
so breites Spektrum und eine solch überbordende Phantasie. Andreas
Platthaus
Rumiko Takahashi
In ihrer Heimat Japan ist die Zeichnerin und Autorin Rumiko Takahashi
schon seit vielen Jahren eine der gefeiertsten Stars der Manga. Viele
ihrer Arbeiten (Inu Yasha, Maison Ikkoku, Ranma 1/2, Mermaid Saga...)
sind auch schon auf Deutsch erschienen und haben sie auch hier zu einer
der beliebtesten Mangakas werden lassen. Dabei steht für viele ihrer
Fans nicht ihr verhältnismäßig braver und klassischer
Zeichenstil im Vordergrund – obwohl sie alle Mittel der Comiczeichenkunst
gekonnt einzusetzen weiß. Besonders emotionsgeladene, ruhige Momente,
aber aus skurrile menschliche und tierische Charaktere gehören zu
den Spezialitäten von Frau Takahashi. Was ihre Serien aber noch viel
mehr auszeichnet, ist ihr überquellender Ideenreichtum, ihre glaubhaften
und witzigen Dialoge, ihre Fähigkeit papierene Semi-Funny-Figuren
zu lebenden, atmenden Menschen zu machen. In Ranma ½ etwa schafft
sie es aus einigen wenigen Ingredienzen – magische Verwandlungen,
irrwitzige Kampfkunst-Parodien und amouröse Verwicklungen –
eine trotz ihrer endlosen Permutationen nie langweilig oder ermüdend
wirkende Serie in Dutzenden Bänden zu formen. In Maison Ikkoku wiederum
vereint sie Sitcom und Soap-Opera um die Bewohner eines japanischen Mietshauses
auf eine Weise, die diese Serie zu einer der international beliebtesten
Manga-Serien überhaupt macht. Zwei Beispiele von vielen. Rumiko Takahashi
ist eine Ausnahmeautorin. Nicht nur im Bereich der Manga, sondern im Bereich
der Comics überhaupt. Harald Havas
Kategorie 5
SPEZIALPREIS DER JURY
Comic-Website
des ORF – http://comics.orf.at
Der seit vier Jahren existierende „Comic-Channel“ auf ORF.at,
der Website des österreichischen Rundfunks, bringt täglich einen
neuen und in fast allen Fällen neu für diese Website produzierten
Comic-Strip – mittlerweile weit über Tausend. Diese fast ausschließlich
von österreichischen Zeichnern und Zeichnerinnen geschaffenen Comics
– inhaltlich von Humor über Gesellschaftssatire bis Science
Fiction und Krimi angesiedelt – haben eine große Fangemeinde
im ganzen deutschsprachigen Raum, und können mittels Archiv-Funktion
auch nachgelesen werden. Alle österreichischen Comic-Größen
von Chris Scheuer über Ronald Putzker und Heinz Wolf bis Nicolas
Mahler waren oder sind auf dem Channel vertreten. Abgesehen von der Vielfalt
bietet die Site auch ein paar Besonderheiten, die sie von ähnlichen
Internet-Projekten unterscheidet: der permanent hohe Frauenanteil an Zeichnerinnen
wie Lesern, die angepeilte Zielgruppe von eher über 20jährigen,
der prominente Ort auf der Website eines bedeutenden (Medien-)Unternehmens
und die Tatsache, dass die Zeichner bezahlt werden, es sich also um eine
echte Publikation im klassischen Sinn handelt. Näheres sieht man
sich am besten selber an auf http://comics.orf.at
Harald Havas
„The
Spirit – Archive” von Will Eisner Salleck Publications
„Bitte laden Sie mich doch auch das nächste Mal ein und prämieren
mich als besten Nachwuchskünstler“, bat der damals 77-jährige
Will Eisner, als er 1994 in Erlangen den Preis für sein Lebenswerk
erhielt. Das könnte nun durchaus passieren, denn seit dem Frühjahr
2000 veröffentlicht der amerikanische Verlag DC, der zur Time Warner-Gruppe
gehört, die Reihe „Spirit“-Archive, die Eisners komplette
Serie von 1940 bis 1952 sammelt, sorgfältig rekonstruiert, wunderbar
koloriert und auf edlem Papier gedruckt. Die deutsche Ausgabe dieser Ausnahmeserie
erscheint bei dem Wattenheimer Einmannverlag Salleck Publications und
steht der Originalausgabe in Nichts nach. Hier kann ein Klassiker neu
entdeckt werden, der ganze Generationen von Zeichnern und Autoren als
Vorbild diente. Nicht umsonst sagt man über Eisner, er sei der „Orson
Welles der Comics“. Und siehe da: Der „Spirit“ ist ganz
ausgezeichnet gealtert und funktioniert auch heute noch, fast 65 Jahre
nach seinem ersten Erscheinen.
Lutz Göllner
„Sechsunddreißig
Ansichten des Eiffelturms“ von André Juillard Salleck Publications
Wenn man einen Gegenstand von 36 verschiedenen Seiten betrachtet, beginnt
er, Geschichten zu erzählen. Die Anblicke des Gegenstands verwandeln
sich in Ansichten inhaltlicher Natur. Inspiriert von Hokusais „36
Ansichten des Fujiama“ hat André Juillard, eigentlich der
Historiker unter den französischen Comic-Künstlern, 36 Perspektiven
auf den Eiffelturm in Öl, Kreide und Aquarell festgehalten. Es sind
36 (und mehr, denn es gibt dazu Skizzen und kleine Variationen) Momente
in Paris entstanden, Momente, die ein Vorher und Nachher ahnen lassen.
Der Eiffelturm, manchmal kaum zu finden auf einem Blatt, dann wieder weit
über seine Ränder ragend, wird in einen Zeitfilm versetzt. Die
Zeit vergeht zu seinen Stahlfüßen und setzt Geschichten frei.
Das Album „Sechsunddreißig Ansichten des Eiffelturms“
kann man durchblättern wie einen Kunstband im Stil des Fotorealismus.
Man kann es aber auch lesen wie eine nachdenkliche Comic-Erzählung
über Menschen und Dinge in einer großen Stadt.
Herbert Heinzelmann
„Jimmy
das Gummipferd“ von Rohland Kohlsaat Lappan
In den Zeiten, als Comics den meisten Erwachsenen in Deutschland noch
als Teufelszeug galten, durften viele Kinder eine Bildergeschichte ohne
elterliches Stirnrunzeln genießen. Es war die Geschichte von „Jimmy
dem Gummipferd“, die allwöchentlich in der Kinderbeilage der
Illustrierten „Stern“ erschien. Seit 1953 wurde sie von Roland
Kohlsaat getextet und gezeichnet, zuerst in abgeschlossenen Einzelfolgen,
ab 1956 als endlose Fortsetzungsgeschichte. Kohlsaat schickte den Gaucho
Julio und sein aufblasbares Reittier auf eine abenteuerliche Reise durch
alle denkbaren Landschaften der Phantasie. Sie endete erst 1977, kurz
vor Kohlsaats Tod. „Jimmy das Gummipferd“ ist eine sympathische
und geistreiche Pionierleistung in der deutschen Comic-Historie. Das Wilhelm-Busch-Museum
in Hannover hat sie aus der Vergessenheit an seine Ausstellungswände
geholt. Der von Hans Joachim Neyer eingerichtete Katalog ist ein veritabler
Comic-Reader, in dem man einfach und vergnügt nachlesen kann, was
Jimmy einst erlebte.
Herbert Heinzelmann
Wilhelm-Busch-Museum
Hannover
Niemand in Deutschland außer dem Erlanger Comic-Salon hat als nichtkommerzielle
Institution so viel für das Medium geleistet wie das Hannoveraner
Wilhelm-Busch-Museum. Beginnend mit einer Morris-Ausstellung 1998 hat
das Haus in regelmäßigen Abständen Größen der
deutschen und internationalen Comicgeschichte präsentiert: Carl Barks,
Hergé, e.o. plauen, Roland Kohlsaat oder erst in diesem Jahr Hans
Traxler und den Max und Moritz-Preisträger Bernd Pfarr. Diese Schauen
sind nicht nur vorbildlich gestaltet, sondern sie werden meist auch ergänzt
um vom Museum zusammengestellte Kataloge, die etwa im Falle der Hergé-Ausstellung
eine der schönsten Monographien zur Comicgeschichte überhaupt
hervorbrachten und mit den Begleitpublikationen zu e.o. plauen und Roland
Kohlsaat neue Maßstäbe für deren Werkveröffentlichung
setzten – der Kohlsaat-Katalog ist sogar separat für den diesjährigen
Spezialpreis der Jury nominiert. Unter der Leitung von Hans Joachim Neyer
und Gisela Vetter-Liebenow hat das Wilhelm-Busch-Museum, das von einem
privaten Verein getragen wird, eine Kontinuität in der wissenschaftlichen
Aufbereitung wie Präsentation von Comics erreicht, die es auch international
zu einem der diesbezüglich führenden Häuser macht. Und
das zu einem Zeitpunkt, wo die vor wenigen Monaten abgeschlossene Renovierung
seines Domizils, des barocken Wallmoden-Palais, die organisatorische wie
finanzielle Leistungsfähigkeit über Jahre hinweg aufs äußerste
angespannt hat.
Andreas Platthaus
SONDERPREIS
FÜR EIN HERAUSRAGENDES LEBENSWERK
Albert Uderzo – Der
Witz aus dem Stift
Vielleicht ist der Max und Moritz-Preis des Internationalen Comic Salons
Erlangen für das Lebenswerk ja nicht mehr als eine Dreingabe, wenn
man dafür schon einen „Preis des Jahrtausends“ in Angoulême
bekommen hat. Doch er bezeugt, dass Begeisterung und Respekt dem französischen
Nachbarn Albert Uderzo auch von Deutschland aus bekundet werden. Die Begeisterung,
die immer noch anhält, gilt hierzulande seit 1967 einem antiken Gallier
(vorher hatte man uns im Kauka Verlag ja weis machen wollen, er sei Germane
und heiße überdies noch Siggi), einem Helden, auch wenn er
selbstironisch klein gehalten ist, einem Sternchen (denn so lässt
sich sein Name gültig übersetzen), das zum Star wurde. Sie gilt
Asterix.
Der Respekt wird einer Leistung gezollt, die kaum hoch genug einzuschätzen
ist. Es ist die Leistung, sichtbares Vergnügen bei der Lektüre
von Comic Strips auf die Gesichter erwachsener Menschen gezaubert zu haben,
ohne gleichzeitig den Kindern beim Blättern den Spaß zu verderben.
Mit einem Asterix-Album in der Hand trauten sich volljährige Deutsche
Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts erstmals in aller Öffentlichkeit
zu dem zu stehen, was kurz zuvor noch, verurteilt als Schund und Schmutz,
dem Analphabetismus Vorschub leisten sollte. Gerade für die Befreiung
des Comic-Lesers von der unsinnigen Scham über seine Leidenschaft
für Bildergeschichten verdient Albert Uderzo den deutschen Comic-Oscar.
Dabei muss sich die unvermeidliche Frage nach dem Anteil des Zeichners
am Erfolg eines Werks stellen, das vor allem in Deutschland wegen seiner
szenaristischen Qualitäten anerkannt ist. Asterix wurde und wird
geschätzt wegen seiner Handlungskonstruktionen, seiner Wortspiele,
seiner satirischen Spiegelungen der Gegenwart in der Antike, seiner parodistischen
Potenz. Dafür zeichnet Albert Uderzo aber erst seit dem Tod seines
Partners und Texters René Goscinny im Jahr 1977 verantwortlich.
Der hatte seit 1959 24 Alben geschrieben, Uderzo hat seither lediglich
sieben verfasst.
Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Denn was wären die grandiosesten
Comic-Dramen ohne überzeugende Charaktere. Und die vermitteln sich
im Comic-Medium zuerst über das Bild. Der Autor mag festlegen, Obelix
sei ein Choleriker mit sanftem Herzen. Der Zeichner muss die Form dafür
finden. Und da ist es gut zu beobachten, wie intensiv Albert Uderzo im
ersten Asterix-Band an der Formgebung des Hinkelsteinlieferanten gearbeitet
hat. Ist er anfangs noch eher groß und ungeschlacht, so wird er
Seite für Seite rundlicher und eigentümlicher, wird zu jenem
Charakter, der dem Leser das Wiedererkennen erleichtert, ja, der ihm die
Sehnsucht nach dem Wiedersehen ins Auge setzt.
Als Uderzo und Goscinny die unbesiegbaren Gallier kreierten, hatte der
Zeichner bereits manche Erfahrung mit stattlichen Figuren gesammelt. Zu
den voluminösen Vorgängern von Obelix gehören der Ritter
Belloy und der Indianer Umpah-Pah. Schließlich war Uderzo nicht
mehr im Stande grafischer Unschuld, als er für die neue Kinderzeitschrift
„Pilote“ die rauferischen Gallier erfand. 1927 als Sohn italienischer
Einwanderer in der Nähe von Reims geboren, war er schon mit 14 Jahren
als Autodidakt ins Gewerbe von Cartoon und Karikatur gekommen, hatte im
Folgenden viele Serien gezeichnet, manche auch mit entwickelt, hatte selbst
Szenarien geschrieben, meist aber nach denen anderer Autoren gearbeitet,
darunter nach Skripten von Jean-Michel Charlier, dem großen Abenteurer
der französischen Comics. Mit ihm hatte Uderzo kurze Zeit die technoide
Fliegerserie „Tanguy und Laverdure“ gestaltet und damit bewiesen,
wie gut er den realistischen Strich beherrscht. Doch der realistische
Typ Tanguy blieb bei ihm ohne wahres Leben und ohne überzeugenden
körperlichen und mimischen Ausdruck. Der von der Karikatur abgeleitete
Sidekick Laverdure dagegen war einer dieser einprägsamen Comic-Charaktere.
Albert Uderzos Talent liegt eindeutig in der Charakterisierung durch Überzeichnung
des Typischen, wie man die Karikatur knapp definieren kann. Sie hat in
der grafischen Polemik im Frankreich des 19. Jahrhunderts mit Giganten
wie Daumier oder Granville eine Tradition vorgegeben, in die sich Uderzo
fugenlos eingliedert. Seine Figuration ist selten nur komisch oder bricht
erwachsene Perspektiven zum naiven Kinderblick herunter. Vielmehr entdeckt
und entlarvt sie durch die Gestaltung. War etwa Majestix in seinen ersten
Auftritten ein freundlicher und figürlich mächtiger Dorf-Chef,
so hat ihn Uderzo bald auf den Schild gehoben. Und nun ist es genau die
Spannung zwischen dem selbstgefälligen Gesichtsausdruck, den der
Zeichner der Figur verleiht, und dem schwankenden Boden auf den Schultern
seiner wenig zuverlässigen Untertanen, die augenzwinkernd etwas aussagt
über die Macht und ihre Ungewissheit.
Uderzos Stift macht Dinge und Zusammenhänge deutlich, beziehungsweise
löst im wissenden Übersprung Gelächter aus, ohne dass er
dazu auf textliche Vermittlung angewiesen wäre. Allein durch die
Wahl der Blickwinkel in den Panels und durch den Wechsel von Großaufnahmen
und Totalen macht er die Gerichtsverhandlung in dem Band „Die Lorbeeren
des Caesar“ für Kenner zu einer Parodie auf unzählige
Courtroom-Movies aus Hollywood. Überhaupt kann Uderzo sehr filmisch
erzählen. Die Einleitungssequenz desselben Bandes ist mustergültiger
Beleg dafür. Da wird die Handlung angehalten und zurückgedreht.
Eine Rückblende wird eingefügt. Selbst wenn die Dramaturgie
vom Szenaristen vorgegeben sein mag, glaubwürdig umgesetzt (bis in
den Wegfall der Speedlines beim Anhalten der Handlung) wird sie durch
den Zeichner.
In dieser Sequenz kommt übrigens auch der Realist Uderzo wieder zum
Vorschein. Die Architektur Roms ist genau studiert und ohne jede spöttische
Verzeichnung wiedergegeben. Weitere Belege für Uderzos Nähe
zum Kino sind die vielen karikierenden Ehrungen von Filmstars (Laurel
und Hardy, Bernhard Blier, Kirk Douglas, Sean Connery u.a.) oder die grandiose
Umsetzung der Orgien-Stimmung aus Fellinis „Satyricon“ in
Szenen aus „Asterix bei den Schweizern“. Ausgesprochen visuelle
Gags wie Hieroglyphen in den Sprechblasen von Ägyptern oder das Erscheinungsbild
der tradierten Schlagwirkungs-Sterne in Form ihrer Anordnung auf der amerikanischen
Fahne auf dem Boden der Neuen Welt sind eine weitere Spezialität
Uderzos.
So lässt sich der Erfolg eines Comic-Produktes nicht in Verantwortlichkeiten
von Texter oder Zeichner auseinander dividieren. Asterix schlug deswegen
so ein, weil hier zwei meisterliche Comic-Potenzen zum Team gefunden hatten.
Dass mit Goscinnys Tod ein Teil des Teams wegbrach, musste die Serie schwächen.
Dass Uderzo ihr die Prägnanz, Brillanz und den entlarvenden Witz
seiner Zeichnungen erhielt, ist ein Verdienst, selbst wenn er seine Aufmerksamkeit
in den letzten Jahren sehr auf die Verwaltung eines Asterix-Imperiums
mit Filmstudio, Freizeit-Park, Merchandising-Produktion und auf ihre Überwachung
gelegt hat. Seine Leistung wird es bleiben, uns das Bild eines kleinen
gallischen Dorfes und seiner Bewohner liebenswert gemacht und ihre chauvinistischen
und cholerischen Absonderlichkeiten durch karikaturistische Verfremdung
zugleich ein bißchen der Lächerlichkeit ausgesetzt zu haben.
Schließlich hat er die Ikone geschaffen, die ewig in der Ruhmeshalle
der Comic-Geschichte aufbewahrt werden dürfte: die Landkarte Galliens
unter der römischen Standarte und die Lupe, die das kleine Dorf in
der Bretagne sichtbar macht. So wurde Geschichte plötzlich interessant
– und Comics wurden in Deutschland akzeptabel.
Herbert Heinzelmann
Max und Moritz-Preisträger
1984-2002
Die Preisträger 1984
Bester internationaler Comic-Strip: „Hägar“ von Dik Browne;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Chris Scheuer;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation: Die Reihe „Comic-Art“
des Carlsen Verlages.
Die Preisträger 1986
Bester internationaler Comic-Strip: „Animal Crackers“ (Knallfroschs
Freunde) von Roger Bollen;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Matthias Schultheiss;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen: „Macao - Internationale
Comics“, Macao Books; „Strapazin“ Comic-Art-Magazin;
Loustal/Paringaux, „Verwüstete Herzen“, Verlag Schreiber
und Leser; Loriot/Jörg Müller, „Peter und der Wolf“,
Verlag Sauerländer.
Die Preisträger 1988
Bester internationaler Comic-Strip: „Mafalda“ von Quino;
Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin: Franziska Becker;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation: Cosey, „Auf der Suche
nach Peter Pan“, Carlsen Verlag.
Die Preisträger 1990
Bester Internationaler Comic-Strip: „Calvin und Hobbes“ von
Bill Waterson;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Gerhard Seyfried;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen: Miguelanxo Prado, „Der
tägliche Wahn“, Ehapa Verlag; Alan Moore/Dave Gibbons, „Watchmen
- Die Wächter“, Carlsen Verlag; die Edition Moderne mit den
Tardi-Ausgaben; die Edition Kunst der Comics mit „Boxer“;
Spezialpreis Der Jury: Art Spiegelmann für die Holocaust-Geschichte
„Maus“.
Die Preisträger 1992
Bester internationaler Comic-Strip: „Neander aus dem Tal“
von Johnny Hart;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Ralf König;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen: Régis Loisel, „Peter
Pan“, Ehapa Verlag; Frank Le Gall, Reihe „Theodor Pussel“,
Carlsen Verlag; François Boucq, „Die Pioniere des menschlichen
Abenteuers“, Alpha Comic Verlag; der Carlsen Verlag mit der Reihe
„Die Bibliothek der großen Comic-Klassiker“; Lorenzo
Mattotti, „Feuer“, Edition Kunst der Comics;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: Alberto Breccia.
Die Preisträger 1994
Bester internationaler Comic-Strip oder Cartoon-Serie: „Die Memoiren
von Captain J. Star“ von Steven Appleby;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Hendrik Dorgathen;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen: Martin tom Dieck, „Der
unschuldige Passagier“, AS Verlag; Nicolas de Crécy/Alexios
Tjoyas, „Foligatto“, Ehapa Verlag; Derib, „Red Road
- Land der Büffel“, Carlsen Verlag; Jacques Tardi, „Tödliche
Spiele“, Edition Moderne; Alastair Graham, „Voll Mond Suppe“,
Bertelsmann Verlag;
Bester internationaler Szenarist: Jean van Hamme;
Spezialpreis der Jury: Eckart Sackmann, „Mecki - Einer für
alle“, comicplus+;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: Will Eisner.
Die Preisträger 1996
Bester internationaler Comic-Strip: „Mutts“ von Patrick McDonnell;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Thomas Ott;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen:
Eigenproduktion: Reinhard Kleist/Roland Hüve, „Lovecraft“,
Ehapa Verlag;
Import: Hugo Pratt, „Saint Exupéry - Sein letzter Flug“,
Ehapa Verlag; Frank/Philippe Bonifay, „Zoo“, Splitter Verlag;
Sekundärliteratur: Bill Blackbeard u.a., „100 Jahre Comic-Strips“,
Carlsen Verlag;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche:
Yvan Pommaux, „Detektiv John Chatterton“, Moritz Verlag;
Bester internationaler Szenarist: Pierre Christin;
Spezialpreis der Jury: Dr. Dietmar Hahlweg, Altoberbürgermeister
der Stadt Erlangen;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: André Franquin.
Die Preisträger 1998
Bester internationaler Comic-Strip oder Cartoon-Serie: „Dilbert“
von Scott Adams;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Bernd Pfarr;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen:
Eigenproduktion: „Wüttner“ von Haimo Kinzler, Zwerchfell
Verlag;
Import: Paul Karasik/David Mazzucchelli, „Paul Auster's Stadt aus
Glas“, rororo;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche:
Illustrierte Kinderklassiker, Prado, Mazan, Eisner, Ehapa Verlag;
Bester internationaler Szenarist: Neil Gaiman;
Spezialpreis der Jury: François Schuiten/Benoit Peeters, „Führer
durch die geheimnisvollen Städte“, Ehapa Verlag;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: Robert Crumb.
Die Preisträger 2000
Bester internationaler Comic-Strip: „Zits“ von Jerry Scott
und Jim Borgman;
Bester deutschsprachiger Comic-Strip: „Touché“ von
©Tom;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Martin tom Dieck;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen:
Eigenproduktion: Daniel Bosshart, „Geteilter Traum“, Edition
Moderne;
Import: Lewis Trondheim, „Approximate Continuum Comics“, Reprodukt;
Sekundärliteratur: Eckart Sackmann, „Die deutschsprachige Comic-Fachpresse“,
comicplus+;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder und Jugendliche:
Michel Plessix, „Der Wind in den Weiden“, Carlsen Verlag;
Bester internationaler Szenarist: Alan Moore;
Spezialpreis der Jury: Shane Simmons, „Das lange ungelernte Leben
des Roland Gethers“, Maro Verlag;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: Moebius/Jean Giraud.
Die Preisträger 2002
Bester internationaler Comic-Strip: „Liberty Meadows“ von
Frank Cho;
Bester deutschsprachiger Comic-Strip: „Perscheids Abgründe“
von Martin Perscheid;
Bester deutschsprachiger Comic-Künstler: Peter Puck;
Beste deutschsprachige Comic-Publikationen:
Eigenproduktion: Moga Mobo, „100 Meisterwerke der Weltliteratur“,
Bostel Produktion;
Import: Nabiel Kanan, „Lost Girl“, Lost Comix;
Sekundärliteratur: Marcus Czerwionka (Hg.), „Lexikon der Comics“,
Corian;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Kinder: Ole Könnecke,
„Doktor Dodo schreibt ein Buch“, Carlsen Verlag;
Beste deutschsprachige Comic-Publikation für Jugendliche: Carlos
Trillo/Laura Scarpa, „Wie im richtigen Leben: Herzstolpern“,
Schwarzer Klecks;
Bester internationaler Szenarist: Frank Giroud;
Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk: José Muñoz;
Spezialpreis der Jury: Karl Manfred Fischer, Schöpfer und Leiter
des Comic-Salons Erlangen.
In den seltenen Fällen, in denen
es persönliche Beziehungen eines Jurymitglieds zu einer diskutierten
Publikation gab, hat sich die betroffene Person in der gesamten Abstimmungsrunde
enthalten.
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